Wir sind wieder Zuhause in unserem Garten. Auch der dritte und kleinste Reiseblock unseres Sabbaticals, der uns mit dem Fahrrad durch Österreich und Slowenien geführt hat, ist inzwischen Geschichte. Jetzt bleiben nur noch drei Wochen, um uns wieder ins normale Tagesgeschehen einzuleben, bevor uns Anfang September Arbeit und Schule wiederhaben. Den exotischen, transkontinentalen Teil unseres Sabbaticals haben wir ja bereits im Juni abgeschlossen, höchste Zeit also, dass der Weltreise-Finanzminister dazu seinen Abschlussbericht vorlegt.
Randbedingungen
Doch bevor wir in die Tiefen unseres Zahlendschungels abtauchen ist es notwendig die Randbedingungen genau festzulegen, damit die nachfolgend aufgeführten Kosten auch vergleichbar werden: Falls nicht anders dargestellt, beziehen sich sämtliche Ausgaben auf die Weltreise einer vierköpfigen Familie (42, 41, 8 und 6 Jahre), und zwar auf unsere zwei Hauptreiseblöcke in Europa (75 Tage in Frankreich, Spanien, Portugal und Marokko) sowie in „Transkontinentalien“ (203 Tage in Malaysia, Neuseeland, Australien, Vanuatu und Vietnam). Also insgesamt 278 Tage bzw. knapp 10 Monate. Die Ausgaben während der Heimatpausen zwischendrin bzw. danach werden hier nicht aufgeführt. Bleibt noch der ergänzende Hinweis auf den Blogeintrag im Januar mit unserer ersten Kostenschätzung, bei dem wir schon einige Themen detailliert angesprochen haben.
Laufende Kosten
Die regelmäßigen Ausgaben für Essen, Tanken, Eintritte und sonstigen Kleinkram machen natürlich den größten Kostenblock aus. Um unser Budget zu schonen versteht sich von alleine, dass wir fast immer selbst gekocht haben und eher selten in Restaurants waren. Die üppigen Angebote der Tourismusbranche haben wir ebenfalls eher spärlich genutzt. Aber all das hatten wir ja bereits in unserem ersten Finanzartikel umfangreich beschrieben. Auch unsere Tagesbudgets für Spanien (80€), Portugal (70€), Marokko (70€) und Malaysia (85€) waren zu dem Zeitpunkt schon bekannt.
Neuseeland:
Die teure Startphase in Neuseeland (160€) während der ersten neun Tage, mit Hotels bis Auto und Wohnwagen einsatzbereit waren sowie die ersten Tage, als sich unsere Kosten wieder im 80€ Bereich eingependelt hatten, bildeten den letzten Punkt des damaligen Blogartikels. Im weiteren Verlauf, als wir zunehmend in NZ „eingegroovt“ waren und auch unsere Reisegeschwindigkeit (= Spritkosten) langsamer geworden ist, haben sich die Kosten nochmal etwas gesenkt und auf 70€ pro Tag eingependelt (zzgl. 9€/Tag für den Wohnwagen, aber dazu später mehr). Besonders günstig waren wir während unserer WWOOFing-Aufenthalte bei Hans und Lyn sowie bei Don unterwegs. WWOOFing = Arbeiten auf einer Farm und dafür Kost und Logis frei, das schont die Reisekasse. Meist wird ca. vier Stunden Arbeit pro Tag erwartet, so dass noch genügend Freizeit und Wochenenden bleiben, um Land und Leute zu erkunden. Theoretisch könnte man sich also mit 0€ Budget durchschlagen, da wir aber unsere Freizeit intensiv genutzt haben, ergab sich immerhin noch eine Halbierung der Kosten auf ca. 35€ pro Tag. Letztendlich kamen wir in unseren 146 Tagen in Neuseeland auf ein durchschnittliches Tagesbudget von 72€. Und wenn man die teuren Anfangstage separat auflistet, dann erhält man obige 160€ sowie 66€ für die restliche Zeit.
Australien:
Australien ist von den Kosten ähnlich wie Neuseeland, eher sogar noch etwas günstiger. Da wir aber nur 13 Tage dort waren, schlagen die hohen Anfangskosten für eine Futter-Grundausstattung überproportional zu Buche. Hier waren wir deswegen mit 96€ unterwegs. Und wenn man auch die Kosten für die Karre (unseren abgewetzten Mietcamper, den wir für recht günstige 642€ gefunden haben) umlegt, landen wir bei 143 € pro Tag.
Vanuatu:
Vanuatu war unser unvergesslicher Abstecher in die wunderschöne Südsee. Dass der recht teuer wird, war uns von vornherein bewusst, die dortigen Erlebnisse machen aber auch alle Kosten vergessen. Die einsame Insellage führt nicht nur zu hohen Flugkosten (siehe weiter unten), sondern auch zu weit höheren Lebenshaltungskosten. Zumindest wenn die Kids Nutella, Milch und Müsli fordern – Yams, Kokos und Maniok wären nämlich deutlich günstiger gewesen! Und nachdem wir ja auch für die kompletten 13 Tage Übernachtungskosten hatten, summiert sich das Tagesbudget auf üppige 145€ (davon ca. 50€ pro Tag allein für die Hotels). Insgesamt, also mit den Flügen, haben wir für die zwei Wochen stolze 4.200€ ausgegeben und JA!!!! das war es wert. Jetzt oder nie… YOLO!
Vietnam:
Eigentlich ist Vietnam von den Kosten nochmal etwas günstiger als Malaysia (dort waren wir ja mit 85€ pro Tag – davon 30 für Hotels – unterwegs). Für Vietnam würde ich ein Sabbatical-Tagesbudget im Bereich von 70€ erwarten, und zwar wie auch in Malaysia inklusive Hotelkosten (25€). Unsere Ausgaben hatten sich aber eher bei 125€ eingependelt… Was war da los?
Der Grund ist schnell gefunden: In Vietnam hatten wir Besuch von einer befreundeten Familie, die uns bei unserer letzten Etappe vor der Rückkehr sozusagen schon mal entgegen gereist ist. Und für unsere Freunde war es ein klassischer Jahresurlaub, dessen Zeit möglichst effektiv und effizient genutzt werden muss. Wir haben also unseren Reisemodus gewechselt: Weg von Sabbatical, hin zu Jahresurlaub. Das heißt: Immer Hotel mit Pool (ca. 45€), abends immer lecker Essen gehen, viele Cocktails, fast jeden Tag irgendeine Tour (Mekongdelta, Weltkriegstunnel, Fishermen Show, Sanddünen, Elefantenreiten…) – und ruckzuck korrigiert sich eben das Budget signifikant nach oben. Zum Glück ist diese Art von Luxus in Vietnam trotzdem noch recht erschwinglich, und so haben wir unsere letzte große Reiseetappe vor der Heimkehr in vollen Zügen genossen.
Zuletzt noch die Zusammenstellung aller Tagesbudgets
(Lebenshaltung/Unterkunft/Gesamtkosten, jeweils € pro Tag)
• Spanien ⇒ 80/“0“/80
• Portugal ⇒ 70/“0“/70
• Marokko ⇒ 70/“0“/70
• Malaysia ⇒ 55/30/85
• Neuseeland (Startphase) ⇒ 125/35/160
• Neuseeland (Restliche Zeit)⇒ 66/9/75
• Neuseeland (WWOOFing) 35/9/44
• Neuseeland (gesamt) 72/9/81
• Australien 96/49/143
• Vanuatu 95/50/145
• Vietnam (Urlaubsmodus) 80/45/125
• Vietnam (Sabbatical-Modus, geschätzt) 45/25/70
Flugkosten
Die Flugkosten hatten wir bereits im letzten Finanzblogartikel abgeschätzt und lagen mit den angepeilten 6.300 € (für alle Vier) recht gut – wir konnten sogar bei den jeweiligen Flügen noch ein paar Euros einsparen. Mit dem Vorteil der zeitlichen Flexibilität waren wir nicht an die teuren Wochenendflüge gebunden, sondern konnten ohne größere Einschränkungen die günstigsten Kombinationen zusammenstellen. Was wir damals aber noch nicht absehen konnten, war unser kleines Australien-Fiasko, als wir unseren Rückflug verpasst haben. Letztendlich eine kleinere und vor allem finanziell lösbare Katastrophe. Der Alternativflug einen Tag später (600€) sowie das teure Flughafenhotel (213€) sind zwar ärgerlich, wir verbuchen das aber unter „Shit happens“. Viel mehr freuen wir uns, dass im „Shit happens“-Konto während der gesamten Reisezeit keine weiteren nennenswerten Posten aufgelaufen sind. Unabhängig davon kam bei den Flugkosten allerdings noch ein weiteres ordentliches Sümmchen obendrauf: Unser unbeschreibliches Vanuatu-Erlebnis führte zu weiteren 2.200€ Ausgaben. Zwar ist die Flugstrecke nicht weiter als AKL-MEL-AKL (766€), aber aufgrund der abgelegenen Insellage nur sehr spärlich frequentiert. Unsere Flieger waren nur zu 30% voll, was sich im Flugpreis wiederspiegelt. Wenn wir nun noch die Fährkosten für Spanien-Marokko sowie NZ Nordinsel-Südinsel hinzurechnen, ergeben sich in Summe folgende Flug- und Fährkosten:
Flug- und Fährpreise eine Person (Preis für alle Vier):
• MUC-KUL-AKL: 580€ (2.320€)
• AKL-MEL-AKL: 192€ (766€)
• MEL-AKL Extrarunde: 203€ (812€)
• AKL-VLI-TAH u.z.: 550€ (2.200€)
• AKL-SGN: 211€ (841€)
• DAD-SGN-MUC: 407€ (1.630€)
⇒ Summe Flüge: 2.143€ (8.569€)
• Fähre Spanien-Marokko u.z.: (300€)
• Fähre NZ Nordinsel-Südinsel u.z.: (454€)
⇒ Summe Fähren: (754€)
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Gesamt: 9.323€
Kosten für unseren Fuhrpark
Die meiste Zeit während unseres Sabbatical waren wir mit Campingbus oder Wohnwagen unterwegs. Zum einen, weil das für uns die flexibelste und freiste Art zu reisen ist, zum anderen aber auch, um die ansonsten exorbitanten Hotelkosten einzusparen.
Nugget in Europa; 75 Tage:
Speziell bei unserem Nugget ist die korrekte Abbildung der angefallenen Kosten allerdings nicht ganz einfach. Wie hatten ja weder Mietkosten noch können wir die Differenz zwischen Kauf- und Verkauf ermitteln. Einzig die jahresanteiligen Kosten für Steuer und Versicherung könnten wir aufführen, das wären 151€. Und wenn man ganz intensiv nach Kosten sucht, könnte man noch (z.B. in den ADAC-Tabellen) die durchschnittlichen Betriebskosten für unseren Nugget raussuchen. Ohne Diesel wären dies ca. 0,46€/km, d.h. bei 10.500 gefahrenen Kilometern hätten wir fiktive Kosten von 4.800€ = 64€ pro Tag. Das entspräche in etwa den Kosten für die Miete eines Campingbusses für die gleiche Zeit. Aus meiner Sicht aufgrund der Abschreibung über nur zehn Jahre jedoch viel zu hoch für ein Privatfahrzeug. Unser Nuggi ist schon sieben, steht noch perfekt da und soll bitteschön noch viel länger fahren… Was letztendlich unsere Reisekostenrechnung betrifft, bitte ich um Entschuldigung für die buchhalterische Faulheit: Wir haben unseren geliebten Nuggi voll und ganz als „Eh-Da-Kosten“, d.h. als 0€ abgerechnet.
Karre, der abgewetzte Mietcamper in Australien; 13 Tage:
Hier ist die Rechnung deutlich einfacher: 13 Tage für günstige 642€ macht 49€ pro Tag, mehr gibt es zu der Karre eigentlich auch nicht zu sagen.
Otto und Ulla, das Traumpaar in Neuseeland; 146 Tage:
Jetzt wird es wieder spannender. Schon alleine, wenn ich über die beiden schreibe wird mir ganz warm ums Herz. Wir waren noch keine 48 Stunden in Neuseeland, da hatten wir bereits unser Liebespaar gefunden, gekauft und bezahlt. 1.770€ für Otto und 7.850€ für Ulla, gesamt also 9.620€. Fast 10.000 Euro? Ganz nüchtern betrachtet ist das ja nur eine Interimsinvestition, die sich nach Verkauf der beiden Fahrzeuge weitgehend wieder einspielen sollte. Aber emotional ist‘s erstmal ein riesiger Batzen Geld, mit dem man in Vorleistung geht. Was ist, wenn etwas kaputt geht? Geklaut wird? Sich nicht gut verkauft? Oder viele Reparaturkosten anfallen?… Man kann sich da ja viele schlimme Szenarien ausmalen. Für risikoscheue Sicherheitsfanatiker ist so ein Abenteuer jedenfalls eher ungeeignet, hier braucht es schon handfestes Unternehmertum und eine gewisse Portion Mut.
Und der hat sich ausgezahlt! Wir hatten anfangs einen Abschlag von 3.000€ einkalkuliert, da wir ja in der Hochsaison einkaufen und in der Nebensaison verkaufen. Was wir aber so nicht wussten: Im Northland, wo wir die beiden wieder verkauft haben, herrscht massiver Wohnungsnotstand und klimatisch kann man dort wunderbar im Wohnwagen wohnen. Gute Wohnwagen sind dort heiß umkämpft. Wahrscheinlich haben wir unsere Ulla sogar noch etwas unter Marktwert abgegeben, als wir sie für 7.520€ verkauft haben. Bei Otto hatten wir sogar 2.050€ bekommen. Insgesamt also Verkaufserlöse von 9.570€. Für die gesamten 146 Tage in Neuseeland haben uns Otto und Ulla somit ganze 50€ gekostet, also ca. 35€ct pro Tag für Transport UND Unterkunft… Das war nicht so geplant, das hat sich so ergeben.
Fast hätten wir also noch Gewinn gemacht – aber das hätte sich irgendwie falsch angefühlt. Letztendlich stimmen die Zahlen auch nicht ganz, denn korrekterweise müssen wir ja die „Total Cost of Ownership“ betrachten. Otto hat noch eine Versicherung und einen neuen Satz Vorderreifen benötigt. Ulla erhielt neben der Küchenerstausstattung eine Solarzelle und hier und da ein paar Ersatzteile. Zu den 50€ „Verkaufsverlust“ gesellen sich folglich noch 1.250€ Betriebskosten. Wir landen damit bei 9€ pro Tag für Transport und Unterkunft…
Soviel an Detailinfos. Im nächsten Artikel zählen wir alles zusammen und gehen außerdem der Frage nach, wie man das Ganze evtl. noch günstiger hätte bekommen können.
ist schon ne Menge
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