Jaaa, wir sind da, und zwar bereits eine ganze Weile. Inzwischen sind wir sogar schon auf der Südinsel angekommen. Die ersten Süd-Tage haben wir im Rai Valley verbracht, in erster Linie badend im wunderschönen Pelorus River. Aber dazu nächstes Mal mehr. Heute soll es um die spannenden ersten Tage in Auckland und Taupo gehen.
24. November: Der Flug beschert uns viele schöne Blicke auf einsame Inseln im türkisblauen Meer und auf weite Teile Australiens. Als wir Neuseeland erreichen, ist es jedoch längst dunkel, der Flieger landet nach gut 10 Stunden Flug um kurz vor Mitternacht. Ein teures Taxi bringt uns in Flughafennähe zu einem schönen, aber ebenfalls teuren Motel.
25. November: Wir dachten es sei eine einfache Übung, irgendwo in Auckland ein Zimmer zu kriegen – Pustekuchen… Wir telefonieren mehr als 20 Backpacker-Unterkünfte ab, alle sind für diesen Abend ausgebucht. Irgendwann kriegen wir auch raus, warum das so ist: Ein wichtiges Rugby-Spiel steht an, England gegen Tonga (es gibt viele Tongaer in Neuseeland, die Beziehungen sind eng, und es war wohl ein halbes Wunder, dass Tonga bis ins Halbfinale kam…). Über Airbnb finden wir schließlich doch eine Unterkunft, die wir gleich für drei Nächte buchen. Und dann gehen wir Auto gucken. Jochen hat bei Trademe, dem neuseeländischen Ebay, einen knapp 20 Jahre alten Riesen-Mercedes mit Allrad (was Valentin sehr begeistert) rausgetaucht, den wir nun inspizieren. Riecht nach Hund, steht sonst aber super da. Abends um halb neun läuft die Auktion aus, wir fiebern mit – und kriegen ihn, juhu! Auf der erneuten Fahrt zum Verkäufer (wir wollen unser Auto natürlich gleich abholen) surfe ich dank meiner nagelneuen neuseeländischen Prepaid-Karte entspannt auf dem Smartphone und nehme dabei Kontakt zu den Anbietern eines Wohnwagens auf, in den ich mich wiederum auf Trademe verliebt habe. Gleich morgen dürfen wir ihn ansehen.
26. November: Um nicht immer direkt das Erstbeste zu kaufen, statten wir zunächst einem etwas günstigeren Wohnwagen einen Besuch ab. Das Ding erhält schnell den Namen „Mülleimer“, denn zu viel mehr taugt es vermutlich nicht. Die nächste Station ist „mein“ Caravan – und hier passt alles. Die Verkäufer sind riesig nett – und sprechen lieber Spanisch als Englisch, da sie aus Argentinien kommen. Ich hätte nie gedacht, dass mein frisch aufgewärmtes Spanisch so schnell wieder nützlich werden könnte… Nachdem wir alles genau angesehen haben und handelseinig sind, versuchen wir genügend Bargeld abzuheben. Funktioniert aber nicht, da wir ja erst das Auto bar bezahlt haben… Jochen stößt bei seinen Recherchen auf „Transfer.Wise“, eine sichere und schnelle internationale Online-Überweisung. Wir klicken uns gemeinsam mit unseren Argentiniern durchs Programm – und machen danach ein Feier-Bier auf.
27. November: Heute mache ich mit den Kindern endlich wieder ordentlich Schule, die ist in den Wirren der letzten Tage etwas zu kurz gekommen. Jochen regelt derweil die Ummeldungen von Auto und Wohnwagen (die wir übrigens „Otto“ und „Ulla“ genannt haben: Otto der Starke und Ulla die Anhängliche), verpasst dem Auto zwei neue Reifen, und dann treffen wir uns alle am Takapuna Beach und machen einen langen Strandspaziergang mit Spielplatz-Unterbrechung.
28. November: Der große Tag ist gekommen, an dem wir Ulla übernehmen dürfen (wir wollten den Vorbesitzern genügend Zeit zum Auszug geben, sie haben nämlich voll im Caravan gewohnt). Aber erst um 18 Uhr… Also beschäftigen wir uns mühsam. Die Kinder sind unruhig und können es gar nicht erwarten. Unter anderem kaufen wir alle möglichen Dinge, die wir im Wohnwagen brauchen werden, suchen einen weiteren der tollen hiesigen Spielplätze auf und besteigen den Mount Eden, um die Aussicht zu genießen. Und dann bekommen wir endlich unsere Ulla und fahren in die Nacht hinein, halbe Strecke nach Taupo.
29. November: Ich putze wie verrückt, um jede Ecke unseres Wohnwagens kennenzulernen und ein rundum gutes Gefühl in unserem neuen Heim zu haben. Der Rest genießt den schönen Stellplatz am See. Nachmittags fahren wir weiter nach Taupo – und finden dort einen noch viel schöneren Stellplatz an einem noch viel schöneren See vor. Hier wollen wir ein Weilchen bleiben und in Ruhe alle noch ausstehenden Kleinigkeiten regeln. Abends telefonieren wir lang mit Deutschland, denn eine unserer besten Freundinnen hat Geburtstag.
30. November: Es geht weiter mit Organisieren: Bei nach Taupo ausgewanderten Freunden von Gebersheimer Freunden leihen wir uns Werkzeug aus, um einige Details an Auto und Anhänger zu optimieren. Größte Veränderung: Ulla bekommt ein Solarpanel und USB-Buchsen, damit wir unsere vielen elektronischen Geräte laden können (ist erstaunlich, was sich da summiert: zwei Kinder-Fotoapparate, zwei Smartphones, ein Tablet, eine GoPro-Kamera, eine Tastatur, eine Maus, eine Stirnlampe, eine Taschenlampe etc. pp). Jochen turnt für die Solarzellen-Montage mutig auf Otto herum, ich feile wie wild Löcher in die Wand des Kleiderschranks. Am Ende sieht’s echt vernünftig aus (siehe Fotos). Was machen wir noch? Wir beehren einen der beiden lokalen Waschsalons, wir fahren mit der guten Ulla zum Elektrik-TÜV, wir kaufen bei The Warehouse und The Family Store (gutes Gebrauchtes von der Salvation Army) weitere Ausrüstungsgegenstände wie einen großen Nudeltopf. Abends kochen wir zum ersten Mal gemütlich in unseren neuen vier Wänden.
1. Dezember: Nun startet endlich das offizielle Reise- und Touristen-Programm. Wir fahren zunächst zu den Aratiatia Rapids. Dieser Teil des Waikato Rivers ist für ein Kraftwerk aufgestaut. Mehrmals am Tag muss Wasser abgelassen werden, damit das Ganze nicht überläuft. Ein Highlight für Schaulustige, denn dann hat das alte, tief in die Felsen eingeschnittene Flussbett für ein paar Minuten wieder richtig viel Wasser. Anschließend bewundern wir die Huka Falls. Und als dritte Station am wunderbar türkisblauen Waikato River wandern wir an einen Stelle, wo sich ein heißer Bach in den kalten Fluss ergießt – perfekte Bade-Temperatur.
2. Dezember: Das Wetter wird immer schöner. Wir baden vormittags im Lake Taupo, mittags bewundern wir die Christmas Parade in der Stadt. Ein herrlicher Umzug mit Oldtimern, Feuerwehrautos, Sport-Mannschaften… und einem Pistenbully auf einem Anhänger, der echten Schnee dabei hat! Danach sind die Taschen der Kinder prall gefüllt mit Süßigkeiten – genügend Proviant, um Kraft für eine kleine Wanderung durch die Mondkrater-Landschaft bei Taupo zu haben, ein Geothermalgebiet, in dem die Erde überall qualmt und blubbert. Abends weihen wir unseren neuen Gasgrill ein und trinken einen Cuba Libre mit Elternzeit-Kollegen, die mit ihrem fünfjährigen Sohn unterwegs sind und zufällig neben uns geparkt haben.
3. Dezember: Heute läuft endlich auch mein Fitnessprogramm wieder an. Das viele Joggen in den zwei Deutschland-Wochen hat mir extrem gut getan, das soll so weitergehen. Deshalb renne ich nun am See entlang, solange alle noch schlafen. Nach dem anschließenden See-Geplansche starten wir diesmal zu einer etwas größeren Wanderung, und zwar auf den Aussichtsberg Mount Tauhara. Die Vegetation dort ist traumhaft, Urwald, Farne, Moose. Und ein glasklarer Bach. Auf den felsigen Gipfel-Ausläufern machen wir Panorama-Picknick. Beim Abstieg durchqueren wir eine riesige Kälberherde, die plötzlich fast geschlossen zu rennen beginnt – gut, dass der Zaun nicht mehr weit entfernt ist…
4. Dezember: Ein Badetag. Heute genießen wir den See vor unserer Haustür nochmal aus vollen Zügen. Zwischenrein machen wir ein paar Besorgungen, dann baden wir weiter. Und am späten Nachmittag besuchen wir die Freunde unserer Freunde, von denen wir das Werkzeug geliehen haben. Sie haben Kinder im gleichen Alter – endlich hat Antonia eine andere Pferdenärrin, mit der sie reiten, springen, ja mit zwei Seifenkisten sogar Kutsche spielen kann. Wir Großen löffeln unaufhörlich aus einem gusseisernen Topf: Er ist randvoll mit verboten leckerem Pulled Pork. Dazu genehmigen wir uns ein paar Bierchen und sprechen viel übers Reisen und über Neuseeland. Denn unsere neuen Freunde haben da noch sehr viel mehr Erfahrung als wir (www.finjasreisen.de).
5. Dezember: Wir stehen alle früh auf, um vor der Schule (die in Neuseeland – welch Segen – erst um neun Uhr beginnt) gemeinsam zu frühstücken. Die Kinder sind sofort wieder ins Spiel vertieft, so lange es nur geht. Dann nutze ich den Vormittag zum Blog Schreiben, Jochen zur Planung des Abel Tasman Trecks (wir haben jetzt z. B. zwei kleine knallgrüne Billigzelte) und die Kinder zum Testen des fremden Spielzeugs. Am frühen Nachmittag sind die beiden müde genug für eine längere Autofahrt, die uns bis zum Otaki Beach nördlich von Wellington führt. Morgen wird uns die Fähre auf der angeblich schönsten Fährverbindung der Welt zur Südinsel bringen. Aber vorher ist noch etwas Anderes wichtig: Nikolausnacht, Antonia und Valentin stellen zur Sicherheit mal ihre Wanderschuhe raus.
Otto und Ulla! 👍 Habt Ihr gut hingekriegt, voll schönes zuhaus!!! Das mit den Solarzellen müssender auch mal in angriff nehmen. Und dann die ganzen Badeseen bzw. Badesessions. 😎 cool!
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… nee diese Autokorrektur… „Das mit den Solarzellen müssen WIR auch mal in Angriff nehmen.“
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