Osterferien! Wir sind in Port Vila, Vanuatu, angekommen. Ich liege im Hotelbett, genieße das langsame, aber stetige Free WiFi und blicke zurück auf die letzten Tage, die uns unserem Südsee-Abenteuer immer näher gebracht haben…
20. März: Frühstück, Unterricht, Regen – wir verpassen draußen nichts, können beruhigt fleißig sein. Doch dann ist das Wetter schlagartig nach Spielplatz, nichts wie los! Die deutschen Kinder von gestern sind noch da… Auch wir Eltern verstehen uns gut, zeigen uns gegenseitig unsere fahrbaren Wohneinheiten – und ich lerne, dass der Camper eingebautes WLAN hat. Ein Fest für die Chronistin, endlich kann ich mal wieder einen Blogbeitrag hochladen! Später landen wir natürlich alle am Stand, vor allem zum Sandspielen bzw. Quasseln mit Meerblick. Noch später bauen wir aus den Campingtischen eine große Tafel und essen gemeinsam zu Abend. Kurz vor dem Cuba Libre fängt es leider an zu regnen…
21. März: Wir hatten uns schon fast dran gewöhnt, dass es morgens erstmal schüttet – aber heute ist es wunderschön, die Sonne scheint warm vom frühherbstlichen Himmel. Da hilft nur eins: baden gehen! Das Wasser hat eine angenehme Temperatur, mit den Wellen lässt sich prima spielen… So lange waren wir schon ewig nicht mehr im Meerwasser! Anschließend folgen wir dem Tipp des Typen aus dem Nachbarwohnwagen und fahren elf Kilometer ins Landesinnere nach Waihi. Dorthin machen die Teilnehmer des „Beach Hop“ ihren heutigen Tagesausflug. Dieser Hop ist ein riesenhaftes Oldtimertreffen, das eigentlich weiter nördlich in Whangamata stattfindet – aber man muss mit den genial gut gepflegten Fahrzeugen ja cruisen und gesehen werden. Hübscher Anblick also in den zentralen Straßen von Waihi. Danach wollen wir in die vom Reiseführer gelobte deutsche Bäckerei im Ort, aber die hat schon um 15 Uhr zugemacht. Statt zu futtern beschließen wir nach Waihi Beach zurückzukehren und gemeinsam eine Wanderung zum Nachbarstrand zu machen. Wie schön der ist, er wirkt fast tropisch! Und überall liegt Treibholz, so dass wir unter einem gigantischen Baum ein ebensolches Tipi errichten. Erst als die Sonne fast schon untergeht, treten wir den Rückweg an.
22. März: Heute kaufen wir massenweise Brezeln, Körnerbrot und Käsekuchen – wir haben es geschafft rechtzeitig in die German Bakery zu kommen. Sie liegt ganz praktisch auf unserem Weg ins Tal des Ohinemuri River, wo wir den so genannten Windows-Walk machen, eine kurze Schlucht-Wanderung, gesäumt von Relikten der Goldgräberzeit. Wir erforschen schmale Tunnel, finden sogar ein paar Glühwürmchen und folgen den rostigen Gleisen der alten Loren. Nach einem Picknick am Fluss sagen wir unseren neuen Reisebekannten Lebwohl. Auf dem Rückweg entdecken wir in Waihi ein Zeugnis aktueller Goldsucher-Tätigkeit: einen eindrucksvoll tiefen Trichter, der allerdings seit zwei Jahren aufgrund eines Erdrutsches stillgelegt ist. Spät abends, als wir gerade ins Bett wollen, klopft ein freundlicher Herr mit schlechter Nachricht an unserer Wohnwagentür: Jemand habe sich beschwert wir stünden hier schon zu lange (es ist in der Tat die fünfte Nacht, erlaubt sind drei). Also ziehen wir ein paar hundert Meter weiter auf den Parkplatz der Bücherei.
23. März: Vor der Library stehen grüne Plastikstühle, um ganz legal und entspannt das WiFi nutzen zu können. Also wieder ein Blogeintrag, übers Leben im Wohnwagen. Nach einem erneuten Bäckerei-Besuch ziehen wir mit unserem Gespann weiter auf die Coromandel-Halbinsel. Am coolsten ist die Durchquerung des Ortes Whangamata, der aufgrund des besagten „Beach Hops“ überquillt vor lauter Menschen und Oldtimern. Gleich hinterm Cooks Beach in der schönen Mercury Bay beziehen wir unseren nächsten Stellplatz. Doch da hält es uns nicht lang – wir wollen zur Attraktion der Gegend, zum Hot Water Beach. Graben, baden, gucken, relaxen… trotz der vielen Menschen ist es super hier. Im Sand klaffen unzählige Löcher, in denen sich die Leute suhlen, denn das warme Wasser (ca. 60°C) kommt von unten. Wenn die Quelle zu heiß wird, hilft ein Sprung ins Meer. Das geht so, bis es stockdunkel ist und wir mit den Stirnlampen den Weg zur Dusche suchen müssen…
24. März: Während des Matheunterrichts nutze ich mal wieder meine Entkommens-Chance und jogge den gesamten Cooks Beach entlang. Danach habe ich genügend Elan für eine Aufräum- und Putzaktion in Ulla und Otto. Dann versuchen wir die zweite Berühmtheit der Gegend zu besuchen, den Doppelstrand Cathedral Cove, der durch ein großes Felsentor verbunden ist. Klappt aber leider nicht, weil der Parkplatz dicht gemacht wurde – offensichtlich haben die Besucher zu häufig zu unzumutbar geparkt. Jetzt muss man die Fahrzeuge am Ortseingang abstellen und einen Shuttlebus nutzen. Jochen mag das nicht glauben, versucht sich an einem geheimen rückwärtigen Strandzugang, doch dort ist alles Privatland. Für die Shuttle-Variante ist es inzwischen zu spät, fahren wir also gleich zum Hot Water Beach, auch gut. Dort suchen wir diesmal lang nach der korrekten Temperatur und landen schließlich im Becken eines sympathischen Mutter-Tochter-Teams aus Mönchengladbach.
25. März: Nach einem letzten Blick auf die Mercury Bay fahren wir, na klar, auf den Shuttle-Parkplatz. Cathedral Cove muss einfach sein. Da noch nicht wirklich Ebbe ist und der Weg zum zweiten Strand deshalb durch knietiefe Wellen führt, ist dort wenig los. Der relativ steile Sandstrand ist die Wucht, lädt gleichermaßen zum Wellenhüpfen, Sandburgenbauen und Fotografieren ein. Hier bewegen wir uns erst wieder weg, als es höchste Zeit für den letzten Shuttlebus wird.
26: März: Am Vorabend sind wir bis Thames gefahren und haben uns in den Kopf gesetzt, mal wieder eine Wanderung mit Hüttenübernachtung zu machen. Die Pinnacles Hut – größte Hütte Neuseelands – soll toll sein. Als wir in der i-Site die Übernachtung buchen wollen, erfahren wir, dass die Zufahrtsstraße gesperrt ist und unser Plan deshalb nicht aufgeht. Aber es gibt etwas weiter nördlich eine weitere Hütte, die Crosbie Hut. Marschieren wir also zu der. Die Wanderung lässt sich gut an, eine Furt, ein schöner Felsenrastplatz im Fluss, dicke riesenhohe Kauri-Bäume, ein Jäger mit erschossenem Wildschwein auf dem Fahrrad… könnte langweiliger sein. Doch der Weg hat sein Pulver bald verschossen. Endlos lang ist es steil und matschig. Dann flach und noch matschiger. Und es zieht sich. Aber irgendwann begrüßt uns auf einer Hochebene doch eine kleine, feine, moderne Hütte. Darin ein freundliches neuseeländisches Paar, sie ist vor 30 Jahren aus der Pfalz ausgewandert, es wird ein vergnüglicher Abend.
27. März: Theoretisch hätten wir denselben Weg zurück nehmen müssen, doch unsere neuen Bekannten bieten an uns zu Otto zu bringen. Wir wandern also gemeinsam einen anderen Weg, der deutlich weniger matschig ist. Lianen, Farne, Urwaldvögel, es ist schön hier, zieht sich aber ebenfalls. Nach sechs Stunden haben wir’s geschafft und werfen uns erschöpft in die Wiese. Als Belohnung und zur Entfernung der Matschspuren gönnen wir uns in Thames einen Freibadbesuch, bevor wir im Warehouse einen dicken Ostereiereinkauf hinlegen.
28. März, ein Mittwoch: Am Ostersonntag werden wir bereits in Vanuatu sein, am Ostersamstag fliegen wir, am Karfreitag ist Schokoeier Suchen unpassend und am Donnerstag sind wir irgendwo mitten in Auckland. Weltreise-Ostern muss also auf Mittwoch vorverlegt werden. Deshalb schicke ich die Bande gleich morgens zum Milchholen in den Supermarkt. Ich verstecke derweil im Wohnwagen und im umliegenden Gebüsch Osterüberraschungen. Das Suchen ist die reinste Freude, meine Verstecke sind wirklich gut! Als – mit viel Hilfe – endlich alles gefunden ist, sitzen wir vor einem überwältigenden Berg Schokolade. Wir fangen (quasi als Frühstück) an uns durchzufressen. Als keiner mehr kann, blicken wir uns tief in die Augen und beschließen: Was zu viel ist, ist zu viel. Es ging ja mehr ums Suchen, jetzt brauchen wir vieles gar nicht mehr. Uns so behält jeder sein Riesenei und ein paar Kleinigkeiten, ein gutes Drittel (mindestens!) tragen wir zurück zum Supermarkt. Der nächste Programmpunkt ist der Waschsalon, der direkt um die Ecke liegt. Wir brauchen ja saubere Handtücher und T-Shirts in Vanuatu… Nachmittags ziehen wir weiter nach Auckland, auf einen sehr coolen Stellplatz. Es handelt sich um eine riesige Wiese am Ende einer klassischen Industriegebietsstraße. Auf der anderen Seite sind hinter einer Baumreihe Sumpf und ein Meeresarm zu erkennen. Dieses relativ naturnah wirkende Gelände mitten in der Großstadt gehört dem Tüftler und Schrauber Marc, der hier in mehreren großen Containern an Oldtimerfahrzeugen arbeitet. Einen Teil seiner Mega-Wiese hat er an einen Camperverleih vermietet, drum herum ist genügend Platz für Urlauber, die Kosten sind mit 20 Dollar am Tag sehr überschaubar.
29. März: Darauf haben wir uns schon lang gefreut: Wir gehen ins Auckland Museum, den ganzen Tag. Hier geht es um die Meere und Wälder Neuseelands, den ausgestorbenen Laufvogel Moa (der bis zu drei Meter hoch werden konnte), die Vulkane, die Nord- und Südinsel geschaffen haben sowie um Maori- und Südseekultur. Wirklich beeindruckend ist eine Maori-Kulturvorführung mit Geschichten, Liedern und Tänzen, bei der wir endlich den Te Haka zu Gesicht bekommen, den berüchtigten, fratzenreichen Kriegstanz. Er hat es wohl immer wieder geschafft den Gegner so einzuschüchtern, dass gar kein Kampf mehr nötig war! Zurück auf unserer großen Wiese wartet eine Überraschung auf uns: Marc hat einen enormen Gummiball für uns aufgeblasen. Das Ding ist größer als die Kinder und macht einen Heidenspaß.
30. März: Heute besuchen wir einen potenziellen WWOOFing-Gastgeber. Wir möchten nochmal auf einer Farm arbeiten und haben bei Auckland eine mit Esel, Pferden, Schafen etc. aufgestöbert. Dachten wir. Die Pferde sind weg, Esel und Schaf sind allein, nur von den Ziegen gibt es zwei. Der Besitzer braucht vor allem Hilfe bei seinem Bed & Breakfast-Betrieb, in dem viele halbfertige Projekte um Hilfe rufen, lästert gern über seine Ex-Frau und frühere WWOOFer und ist insgesamt doch eher nicht der Gastgeber, den wir suchen. Den restlichen Tag verbringen wir in einem Schwimmbad, das uns die netten Leute auf der Berghütte empfohlen hatten. Außerdem versuchen wir uns am letzten Einkauf vor dem Urlaub – doch da ist Neuseeland streng: am Karfreitag geht gar nichts.
31. März: Morgens um zehn Uhr kommt das Uber-Taxi, das uns zum Flughafen bringt. Ich lasse mich einen Kilometer vor dem Ziel rausschmeißen, um die gestern nicht erwerbbaren Dinge wie Ersatzsonnencreme und Anti-Mücken-Spray doch noch zu besorgen. Überpünktlich um kurz vor ein Uhr hebt unser Flieger ab – und wir sind diesmal alle irgendwie besonders aufgeregt…
Liebe Anke, endlich habe ich mal wieder deinen tollen Blog gelesen und bin schon ganz gespannt auf den Vanuatu-Bericht. Es ist immer ein Erlebnis eure Reise mit zu erleben. Ich bin tief beindrucht von all den Unternehmungen und der guten Stimmung, die bei euch herrscht. Ich wünsche euch weitere tolle Wochen in Neusseeland, paßt gut auf euch auf und bleibt gesund. Ganz, ganz liebe Grüße von der Müddi
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